Informatik@KI

Während meiner Tätigkeit bei Schulen ans Netz (1996 – 2001) hatte ich das große Vergnügen, mit der Computerzeitschrift c’t zusammenzuarbeiten. Damals ging es vor allem um die Implementierung von Netzwerklösungen, hier mit dem Betriebssystem Linux. Immer wieder haben uns Redakteure zur Seite gestanden, um auch diese Variante zu berücksichtigen.

Blick in die Blackbox

Seit dem Start des Digitalpakts berichtet die c’t in regelmäßigen Abständen über Erfahrungen im Umgang mit digitalen Medien und stellt Tipps und Tricks vor. In der heute erscheinenden Ausgabe 24 findet sich nun ein Artikel, der sich mit der Einführung von KI in den ersten beiden Schuljahren der Sekundarstufe I beschäftigt. Hintergrund ist der vor zwei Jahren in NRW in Kraft getretene Kernlehrplan (KLP) für das Pflichtfach Informatik in den Klassen 5 und 6, der das Themenfeld „Künstliche Intelligenz“ vorschreibt. Die Schüler:innen sollen Kompetenzen im Bereich des maschinellen Lernens mit Entscheidungsbäumen und – am Gymnasium – auch mit neuronalen Netzen erwerben.

Eine speziell für jüngere Schüler entwickelte Unterrichtsreihe vermittelt im Rahmen eines Modellversuchs Grundlagenwissen über künstliche Intelligenz und neuronale Netze. Die c’t fasst die Unterrichtsreihe wie folgt zusammen

  • Weil KI in immer mehr Bereichen des Alltags eine Rolle spielt, sind grundlegende Kenntnisse und eine Entmystifizierung der Technik wichtig.
  • In einer altersgerechten Programmier- und Experimentierumgebung können Schüler der Klasse 6 erste Erfahrungen mit neuronalen Netzen sammeln.
  • Wir stellen ein Projekt vor, das Schülern in acht Schulstunden ein grundlegendes Verständnis für KI-Systeme vermittelt.

Dafür ist lediglich eine frei zugängliche Webanwendung nötig, die sich auch daheim im Browser nutzen lässt:

Programmierung von Künstlichen Neuronalen Netzen mit Open Roberta xNN. Diese Folien bieten einen ersten Einstieg in die Programmierung eigener Künstlicher Neuronaler Netze mit dem Open Roberta Lab.

Für einen tieferen Einblick in die Unterrichtsansätze, empfehle ich den redaktionellen Beitrag (€):

 

1, 2, 3, Erfolgserlebnis

Und wenn ich schon dabei bin. In der Ausgabe 22 stellt die Redaktion eine weitere Anwendung vor: Den Calliope mini. Ursprünglich war der kleine Mikrocontroller für die Grundschule gedacht. Er eignet sich aber auch sehr gut für den Unterricht ab Klasse 5, wie die Beispiele in den skizzierten Unterrichtseinheiten zeigen. Auch hier die Zusammenfassung in der c’t:

  • Mit dem Calliope mini und Block-Coding haben die meisten Schüler Spaß am Programmieren. Anspruchsvolle Aufgaben fördern und fordern auch begabte Schüler.
  • Bewährt hat sich eine Kombination aus Open Roberta Lab als Programmierumgebung und vorgegebenen Programmablaufplänen, deren Farben sich am Farbschema der Blockbefehle im Lab orientieren.
  • Am besten beginnt man mit einer überschaubaren Aufgabe und variiert diese immer wieder mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad, wie im Artikel dargestellt.

Eine umfangreiche Linkliste ergänzt den Beitrag, etwa:

Für einen tieferen Einblick in die Unterrichtsansätze, empfehle ich auch hier den redaktionellen Beitrag (€):

Wer mehr Ideen sucht …

Ich habe beim Aufbau dieser Plattform eine Themenseite erstellt und immer wieder ergänzt. Ist dadurch ein wenig unübersichtlich geworden und doch wird man schnell fündig, denke ich …

coding

Und schließlich diese in unserem Bildungsbereich kaum vorstellbare Umsetzung eines Lehr- und Lernkonzeptes der öffentlichen (!!) Agora-Schule aus den NL:

… Stay tuned …

 

 

Bildnachweis: Alexandra Koch @pixabay

D, PoWi: ChatGPT für Bewerbungsschreiben nutzen

Ich habe Anfang des Monats eine App vorgestellt, die Bewerbungsschreiben erstellt. Der Entwickler Konstantin Lobanov bindet wohl über eine API Sprach- und Textmodelle von OpenAI ein. Wer in der Schule Zugang zu ChatGPT hat, kann das Thema auch im Unterricht behandeln, zumal es im Rahmen der Berufsorientierung curricular verankert ist.

Pascal Mühle (DIE WELT) befragte Experten, inwieweit ChatGPT die Aufgabe übertragen werden kann. Laut Steffen Fischer, Leiter der Fachgruppe Personalstrategie im Bundesverband der Personalmanager, sind ChatGPT-Bewerbungsschreiben oft nicht von menschlichen zu unterscheiden – oft sogar besser. Ein wichtiger Tipp für die Nutzung ist, ChatGPT so viel Informationen und Kontext wie möglich zu geben, um bessere Ergebnisse zu erzielen. Das System nutzt die eingegebenen Informationen wie Lebenslauf, persönliche Interessen und Stärken sowie die Stellenausschreibung und Infotexte über das Unternehmen, um ein individuelles Anschreiben zu erstellen, das auf die Anforderungen der ausgeschriebenen Stelle zugeschnitten ist. Die Vorteile für Bewerber*innen sind eine enorme Zeitersparnis und eine höhere Qualität des Bewerbungsschreibens.

Natürlich gibt es auch Grenzen, z.B. wenn man das Tool für die Job- und Stellensuche nutzen möchte. Nicht von ungefähr taucht immer wieder die Bemerkung auf „…jetzt halluziniert er wieder…“. Auf die Aufforderung des Journalisten antwortet der Bot: „Ich kann dir helfen, Stellenangebote zu finden, die deinen Fähigkeiten und Interessen entsprechen“. Damit, so KI-Experte Burchardt, werde direkt „etwas versprochen, was das Programm zumindest oberflächlich nicht halten kann“. Denn: „ChatGPT greift nicht auf aktuelle Daten aus dem Internet zu, es ist keine Suchmaschine“, sagt KI-Experte Burchardt. Jobs, die die KI anzeigt, können entweder längst besetzt sein oder der Bot hat sich einfach ein paar Gesuche ausgedacht.

All das kann man im Unterricht thematisieren. Und damit als Diskussionsanlass über die Sinnhaftigkeit des Einsatzes von KI genutzt werden.

Quelle: Pascal Mühle: So perfektioniert ChatGPT Ihre Bewerbung (DIE WELT vom 25.4.23)

Bildnachweis: Foto von Jonathan Kemper auf Unsplash

 

Macht die KI Schule überflüssig?

Diese Frage stellt sich Alice Keeler, ehemalige Lehrerin, Mutter von fünf Kindern und Expertin für EdTech-Integration und virtuelles Lernen. Sie setzt sich für einen schülerzentrierten Unterricht und den Einsatz von Technologie ein, um Beziehungen aufzubauen, Lernende zu stärken und das Lernen zu verbessern.

In ihrem Blogbeitrag „Will AI make school obsolet“ untersucht Alice die Auswirkungen von KI auf die Bildung. Sie diskutiert den Zweck der Schule und wie sie sich als Reaktion auf die Fähigkeiten der KI verändern könnte. Im Dossier argumentiert sie, dass KI zwar Lernerfahrungen verbessern und unterstützen kann, aber nicht die entscheidende Rolle von Lehrkräften ersetzen kann, sinnvolle Beziehungen zu Schüler*innen aufzubauen, sie zu betreuen, anzuleiten und ein unterstützendes und ansprechendes Lernumfeld zu schaffen. Darüber hinaus sieht Alice das Bildungs-/Schulsystem in der Pflicht, wichtige soziale und emotionale Funktionen zu erfüllen, die über die Vorbereitung auf Beruf und Universität hinausgehen.

Welche konkreten Beispiele sieht die Expertin, die von AI übernommen werden können? Nun, jeder kann die KI „bitten“, eine freundliche Antwort auf eine E-Mail zu formulieren, ein Argument kritisch zu verteidigen, einen Blog-Beitrag zu schreiben, grafische Designs zu erstellen und vieles mehr. Es ist absehbar, so Alice, dass jeder Lernende einen personalisierten ChatBot haben wird, der ihm hilft, den Unterricht zu differenzieren, spezifisches und relevantes Feedback zu geben und den Lernprozess zu personalisieren. Es sei jedoch wichtig zu beachten, dass Bots, obwohl sie diese Aufgaben übernehmen können, nicht die Notwendigkeit menschlicher Expertise, Kreativität und Empathie in der Bildung ersetzen können.

Und sie fragt nach der Rolle der Lehrkräfte. Sie sieht sie vor allem im be human:

  • sich in die Lage der Lernenden versetzen,
  • ein Gemeinschaftsgefühl in der Lerngruppe schaffen
  • Förderung der Kreativität und Neugier der Schüler*innen
  • kritisches Denken fördern
  • Beratung anbieten
  • soziale Verantwortung und gesellschaftliches Engagement fördern
  • konstruktives Feedback geben, um die Entwicklung der Schüler*innen zu unterstützen
  • auf die sozial-emotionale Entwicklung und das Wohlbefinden der Schüler*innen achten
  • zu Kooperation und Teamarbeit unter den Schüler*innen ermutigen

und schließlich die digitale Kompetenz und den verantwortungsvollen Umgang mit Technologie fördern.

Alice weist noch auf einen wichtigen Aspekt hin: Die gesamte Schulgemeinschaft (Lehrende und Lernende, Eltern, an Praktika beteiligte Unternehmen) wird heute und in Zukunft Zugang zu KI-Tools haben, insbesondere außerhalb der Schule. Mit der Folge, dass sich der Schwerpunkt von der Vermittlung von Informationen an die Schüler*innen auf die Ermöglichung von Lernerfahrungen im Umgang mit KI-Tools verlagern wird. Lehrkräfte müssen neue Fähigkeiten und Kenntnisse entwickeln, um KI-Tools in ihre Unterrichtspraxis zu integrieren. Dazu gehört die Fähigkeit, Daten zu analysieren und zu interpretieren sowie digitale Lernumgebungen zu entwerfen und zu entwickeln. Sie müssen mit anderen Pädagogen, KI-Entwicklern und Partnern aus der Industrie zusammenarbeiten, um neue und innovative Ansätze für das Lehren und Lernen zu entwickeln.

Zusammenfassend ist Alice der Meinung, dass sich das Unterrichtsumfeld ändern muss. Aber nicht unsere Rolle als Lehrer*innen. Sie werden weiterhin eine entscheidende Rolle dabei spielen, die Schüler*innen zu inspirieren und zu motivieren, ihre Freude am Lernen zu fördern und eine unterstützende und ansprechende Lernumgebung zu schaffen. Schüler*innen werden weiterhin ihre einzigartigen Perspektiven, ihre Kreativität und ihre Neugier in den Lernprozess einbringen. Der Schlüssel zum Erfolg werde darin liegen, die richtige Balance zwischen menschlicher Expertise und den Möglichkeiten der KI-Technologie zu finden, um wirklich transformative Lernerfahrungen zu schaffen.

Ein ermutigender und motivierender Beitrag, die KI-Tools auszuprobieren, wie ich finde …

Quelle: Will AI Make School Obsolete?

Bildnachweis: Alexandra Koch @Pixabay

Wie ein Deutschlehrer von ChatGPT „belehrt“ wurde …

Ein Deutschlehrer hatte seinen Schüler*innen die Aufgabe gestellt, ein Lipogramm zu schreiben, eine Komposition, bei der sie bestimmte Buchstaben auslassen mussten. Als einer seiner Schüler, der ruhig und bescheiden war, ein außergewöhnliches Gedicht einreichte, das die Idee der Kontrolle veranschaulichte, ohne das Wort zu verwenden, wurde der Lehrer misstrauisch und fragte sich, ob der Schüler KI benutzt hatte, um es zu schreiben.

Er eröffnete ein ChatGPT-Konto, um seine Vermutung zu überprüfen, musste aber zu seiner Überraschung feststellen, dass ChatGPT nicht der Feind ist, für den er es hielt. Er erkannte auch, dass er seinen Schüler falsch eingeschätzt und ein Vorurteil bei sich selbst aufgedeckt hatte. Er entschuldigte sich bei seinem Schüler und ermutigte ihn, mehr zu schreiben. Durch diese Erfahrung begann er, seinen Schüler*innen mehr zu vertrauen. Und wurde davon überzeugt, dass sie lernen und etwas schaffen wollen und eben nicht, nur schnell fertig werden zu wollen.

Ich denke, dies ist für Brian – wie auch für uns selbst – eine wertvolle Erfahrung im Umgang mit eigenen Vorurteilen und Annahmen. Hier hat ChatGPT hilfreiche und informative Antworten gegeben und dabei ethische und integrative Standards einhalten. Es ist wichtig, dass wir Pädagog*innen unseren Schüler*innen vertrauen und sie immer weider zum Lernen und (kreativen) Denken ermutigen, anstatt das Schlimmste anzunehmen. Zumal die Technologie nicht helfen kann, Plagiate zu erkennen.

Artikel: Brian Broome: A writing teacher got schooled by ChatGPT. Here’s what he learned.

Bildnachweis: Levart_Photographer auf Unsplash

ChatGPT in der Zürcher Bildung: Podiumsdiskussion

Im Auftrag des Mittelschul- und Berufsbildungsamts des Kantons Zürich hat der Digital Learning Hub im April 2023 eine Veranstaltungsreihe zu KI/ChatGPT gestartet. Die Podiumsdiskussion vom 3. April 2023 stellte den Auftakt der Reihe dar (1. Teil). Aus der Perspektive der Zürcher Hochschulen werden die Entwicklungen eingeschätzt sowie die Veränderungen in Studium und Forschung und deren Implikationen für die Sek. II diskutiert. Kürzlich haben sich Expertinnen und Experten aus der Schweiz zu einer online geführten Podiumsdiskussion zusammengefunden:

MITWIRKENDE

  • Ruth Fulterer, Journalistin, Ressort Wissenschaft und Technologie, NZZ – Moderation
  • Prof. Dr. Barbara Getto, Professorin für Medienbildung am Zentrum Bildung und Digitaler Wandel der PHZH, Mitglied Digitalisierungsinitiative der Zürcher Hochschulen (DIZH)
  • Dr. Thomas Hidber, Leiter Lehrentwicklung Universität Zürich und Mitglied Digital Society Initiative
  • Prof. Dr. Alice Delorme Benites, Leitung Professur Mensch-Maschine-Kommunikation, Institutsleitung Übersetzen und Dolmetschen, ZHAW, Mitglied im Kompetenzzentrum für Generative KI
  • Philippe Wampfler, Autor, Lehrer, Kulturwissenschaftler. Lehrt Fachdidaktik Deutsch an der Universität Zürich

Hier eine kurze Zusammenfassung der Eingangsstatements:

  • Frau Prof.’in Getto hat vor der Diskussion ihre Gedanken schriftlich festgehalten und vorgestellt. In ihrem Zwischenfazit sieht sie die Referenzschleifen zwischen KIs als problematisch an, da sie zu unkontrollierbaren Parallelverhalten führen können. Das Prüfungsproblem sieht sie als rechtliches Problem, aber sie denkt, dass Verbote und Wettrüsten nicht die Lösung sind. Stattdessen sollten die didaktischen Spielräume genutzt werden, um Studierende zu motivieren. Frau Getto ist dafür, weniger Kontrollmechanismen zu haben und stattdessen werteorientierte Diskurse zu fördern.
  • Frau Prof.’in Delorme Benites begrüßt in ihrem Eingangsstatement, dass es in der aktuellen Situation viel Panik und Aufregung gibt. Sie hat bei der Einführung der maschinellen Übersetzung genau das vermisst: Zu nahezu kommentarlos wurde damit gearbeitet. Die aktuelle Panik trägt dazu bei, dass nun Debatte und die Auseinandersetzung stattfinden. Sie betont, dass es wichtig ist, nicht gegen die Maschine zu kämpfen, sondern zu lernen, mit ihr zusammenzuarbeiten und verweist darauf, dass Nutzung von (z. B.) Übersetzungs-KIs im Beruf erwartet wird, was eine doppelte Herausforderung darstellt. Daher wurde in ihrer Forschungsgruppe vor allem darüber diskutiert, wie man am besten mit diesen Werkzeugen umgeht.
  • Dr. Hidber als nächster Diskutant merkt an, dass die Breite des Themas an der Uni sehr groß ist, da es sich über viele Fachbereiche und Fakultäten erstreckt. Es wurden bereits Veranstaltungen durchgeführt, um den Austausch zwischen den Fakultäten zu fördern und die Sensibilisierung zu erhöhen. Es stellen sich jedoch viele Fragen bezüglich der Lehre, schriftlichen Arbeiten, Prüfungen und der Selbstverantwortung der Lehrenden und Studierenden. Ein wichtiger Aspekt, der seiner Ansicht nach noch nicht ausreichend besprochen wurde, ist die Frage der akademischen Integrität und was Wissenschaft überhaupt in Zukunft bedeuten wird. Er sieht darin das größte Reputationsrisiko für die Akademie und betont, dass es wichtig ist, die akademische Integrität neu zu definieren und glaubwürdig nach außen zu betreten. Dies ist eine große Herausforderung, die angegangen werden muss, um den Beruf und die Akzeptanz der Wissenschaft insgesamt zu sichern.
  • Philippe Wampfler beschreibt in seinem Intro seine Erfahrungen mit dem Einsatz von KI-Tools im Schreibunterricht, insbesondere zur Unterstützung der Schüler*innen beim Schreibprozess, bei der Ideenfindung und beim Korrekturlesen. Er betont, wie wichtig es ist, diese Werkzeuge zu nutzen, um den Schreibprozess zu verbessern, anstatt sich ausschließlich auf sie zu verlassen, um die Aufgabe zu erledigen. Er räumt auch das anfängliche Misstrauen und die Bedenken im Zusammenhang mit dem Einsatz von KI-Tools ein, weist aber darauf hin, dass die Schüler*innen mit der richtigen Anleitung und Unterweisung von der Technologie profitieren können. Philippe spricht über die Notwendigkeit, Schreibaufforderungen zu wählen, die nicht einfach von KI generiert werden können, und sich stattdessen auf lokale und spezifische Themen zu konzentrieren, die individuelle Kenntnisse und Einsichten erfordern. Er stellt abschließend einen Link zu einem Merkblatt zur Verfügung, den er erstellt hat, um Lehrkräften dabei zu helfen, den Schüler*innen den effektiven Einsatz dieser Tools beizubringen.

Schulen wie Hochschulen treiben vergleichbare Diskussionen um Chancen und auch Ängste und Risiken rund um den Umgang mit den Tools der KI um. Die Podiumsdiskussion machte bei einigen Aspekten deutlich, wie wichtig ein in beiden Bildungssystemen gemeinsam entwickeltes Verständnis über den „richtigen“ Weg erscheint.

Forscher: ChatGPT untergräbt Urteilsvermögen

Forscher der TH Ingolstadt und der University of Southern Denmark haben in einer Studie die Auswirkungen von KI-generierten moralischen Perspektiven auf Menschen untersucht. In einem zweistufigen Experiment erhielten die Forscher unterschiedliche Ratschläge von ChatGPT für das Trolley-Problem. Die Forscher bewerteten die Inkonsistenz von ChatGPT als Indiz für mangelnde moralische Integrität. In einem Online-Test mit 1851 Teilnehmenden zeigte sich, dass die KI-generierten Ratschläge die menschlichen Ansichten beeinflussten, auch wenn die Personen wussten, dass die Perspektive von einem Chatbot generiert wurde. Die Proband:innen übernahmen die zufällige moralische Haltung von ChatGPT als ihre eigene und unterschätzten den Einfluss der Ratschläge auf ihr eigenes moralisches Urteil. Die Forscher schlagen vor, dass Chatbots keine moralischen Ratschläge geben sollten und dass Menschen die Grenzen von KI besser verstehen und Chatbots eigenständig nach weiteren Perspektiven fragen sollten. Die Studie zeigt auch, dass Chatbots das moralische Urteilsvermögen eher untergraben als verbessern können und dass eine Maschinenmoral und ein regelbasierter Ethikkodex für Chatbots erforderlich sind.

Das Experiment zur Überprüfung des Einflusses von ChatGPT auf das moralische Urteilsvermögen der Benutzer wurde durchgeführt, indem den Teilnehmern moralische Dilemmata präsentiert wurden und sie gebeten wurden, Entscheidungen zu treffen. Einige Teilnehmer erhielten dabei inkonsistente moralische Ratschläge von ChatGPT, während andere konsistente Ratschläge erhielten. Die Ergebnisse zeigten, dass die inkonsistenten Ratschläge von ChatGPT das Urteilsvermögen der Benutzer beeinflussen können, selbst wenn sie wissen, dass sie mit einem Bot sprechen.

Die potenziellen Auswirkungen von ChatGPTs inkonsistenten moralischen Ratschlägen auf seine Benutzer sind, dass sie ihr moralisches Urteilsvermögen beeinträchtigen können, anstatt es zu verbessern. Die Studie ergab, dass Benutzer unterschätzen, wie sehr sie von ChatGPTs Ratschlägen beeinflusst werden, was zu unethischen Entscheidungen führen kann. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer besseren Gestaltung von ChatGPT und ähnlichen Bots sowie Schulungen zur Verbesserung der digitalen Kompetenz der Benutzer, um ihnen zu helfen, KI verantwortungsvoll zu nutzen.

Die Studie schlägt vor, dass Schulungen zur Verbesserung der digitalen Kompetenz der Benutzer helfen können, den verantwortungsvollen Umgang mit KI zu fördern. Es wird empfohlen, den Benutzern beizubringen, die Grenzen von KI zu verstehen und alternative Argumente von Chatbots anzufordern. Darüber hinaus sollten Schulungen die Benutzer darüber informieren, wie KI-Systeme funktionieren und welche Daten sie sammeln und verwenden. Dies kann dazu beitragen, das Bewusstsein der Benutzer für die Auswirkungen von KI auf ihr Leben und ihre Entscheidungen zu schärfen und ihnen dabei helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen.

Quelle: Sebastian Krügel, Andreas Ostermaier & Matthias Uhl: ChatGPT’s inconsistent moral advice influences users’ judgment

Und hier noch ein interessanter Thread von Sabrina Železný, die ChatGPT „reingelegt“ hat:

Ich habe übrigens die Prompts mit ChatGPT 4.0 der Firma Microsoft getestet. Ergebnsi: Null Reaktion … Immerhin …

Bildnachweis: Image by Pete Linforth from Pixabay